„Atem als Lebenselixier – Atmung und Gesundheit“ ist das Thema des 17. LSB-Gesundheitsforums am 5. April in der Gerhard-Schlegel-Sportschule. Wie Atmung die Gesundheit beeinflusst, erläutert Dr. med. Jürgen Wismach, Ehrenpräsident des Sportärztebunds Berlin-Brandenburg. Er ist Initiator und Mitgestalter der LSB-Gesundheitsforen.
Herr Dr. Wismach, atmen – das passiert doch automatisch. Warum gibt es extra ein Gesundheitsforum zu diesem Thema?
Ja, Atmung erfolgt autonom. Wir atmen ca. 20.000mal am Tag – mal schneller, mal langsamer. Aber unsere Atmung wird durch die Außenwelt beeinflusst. Wir machen dabei häufig Fehler, auch beim Sport. Und dann wird unser Organismus nicht mehr so gut mit Sauerstoff versorgt. Beim Gesundheitsforum wollen wir darstellen, was richtige Atmung ist. Je besser die Atmung, desto besser geht es dem Körper und einem selbst.
Was heißt, richtig atmen, wie läuft ein Atemvorgang ab?
Dass wir tief in den Brustkorb einatmen und dabei das Zwerchfell senken. Dann wölbt sich der Bauch nach vorn. Der Brustkorb hebt sich. Beim tiefen Atmen heben wir die Schultern. Dann ist die Lunge gut mit Sauerstoff gefüllt. Ebenso ist die komplette Ausatmung wichtig: Ausatmen heißt entspannen und loslassen.
Welche Fehler gibt es beim Atmen?
Es wird oft zu flach und zu schnell geatmet. Dann gelangt nicht ausreichend Sauerstoff in die Lunge. Stoffwechselprozesse können nicht optimal stattfinden.
Warum atmen Menschen oft zu flach und zu schnell?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Bei psychischen bzw. seelischen Störungen fangen wir an, flach zu atmen. wir trauen uns nicht mehr, ganz durchzuatmen. Auch Ängste, körperliche Anspannungen und Nervosität führen zu einer oberflächlichen Atmung, weil eine schwierige Aufgabe nicht zu bewältigen ist. Schmerzen können ebenfalls ein unwillkürliches Anhalten der Atmung verursachen, sodass wir nicht mehr tief ein- und ausatmen. Mit Atemübungen kann Nervosität reduziert werden. Wir können die Prozesse beeinflussen, wenn wir uns darüber bewusst werden.
Warum ist richtig atmen wichtig – auch ohne seelische Störungen oder Angstzustände?
Damit das Blut optimal mit Sauerstoff angereichert wird, damit ausreichend Sauerstoff zu allen Organen transportiert und der gesamte Stoffwechsel im Organismus gefördert werden kann. Wir kennen das aus dem Sport: Wenn wir zu viel trainieren und dabei zu wenig Sauerstoff aufnehmen, sind wir nicht optimal leistungsfähig.
Durch richtiges Atmen steigern wir also unsere Leistungsfähigkeit.
Richtig. Nicht ohne Grund sieht man im asiatischen Raum viele Menschen im Freien auf der Wiese Atemübungen machen, um ihren Körper besser mit Sauerstoff zu versorgen.
Inwiefern hat richtig Atmen auch etwas mit einer kräftigen Stimme zu tun?
Das kennen wir aus der chinesischen Medizin: Menschen, die ein schwache Stimme haben und sich nicht laut artikulieren können, haben im chinesischen Sinne eine Lungen-Qi-Schwäche. Qi ist unsere Lebensenergie. Wenn Menschen eine kräftige Stimme haben, dann ist davon auszugehen, dass es ihnen gutgeht. Weil sich über die Lunge auch die Stimme präsentiert.
Wie lässt sich die Lunge trainieren?
Mit Atemübungen. Darum geht es bei unserem Gesundheitsforum. Wir zeigen im Yoga-Workshop, wie vertiefte Atmung durch bestimmte Bewegungsabläufe gefördert und dadurch Anspannung reduziert wird. Wir zeigen, wie Atem gezielt für eine kräftige und gesunde Stimme eingesetzt werden kann. Wir zeigen, was Atmung mit Beckenbodentraining zu tun hat und wie sie unseren Körper beeinflusst.
Sie selbst leiten beim Gesundheitsforum den Workshop: „Organ Flow Qi Gong nach Dr. Stux“. Worum geht es dabei?
Unsere Lebensenergie Qi wird gebildet aus dem Atem-Qi und dem Nahrungs-Qi. Die beiden verbinden sich und daraus entsteht das sogenannte Wahre Qi. Mit Atemübungen versuchen wir, die fünf Hauptorgane besser mit Qi zu versorgen: Leber, Herz, Milz, Lunge und Niere. Wenn es zu Stagnationen kommt und Qi-Energie nicht weiterfließt, können körperliche Probleme in den einzelnen Organen auftreten. Es geht also darum, dass das Qi in alle Organe transportiert wird und Engpässe durch Atemübungen beseitigt werden.
Welches Angebot macht das Gesundheitsforum für Menschen mit einer Lungenerkrankung? Oder geht es an diesem Tag vor allem um Prävention?
Es geht vor allem um Prävention. Aber wir laden auch Menschen ein, die Atemstörungen haben. Wir zeigen Übungsleitenden, welche Übungen sie in ihren Trainingsstunden anwenden können. Bürger*innen, Übungsleitende, Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen sind eingeladen, mehr über richtiges Atmen zu erfahren.
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