"Die Bedeutung von Bewegung für ein gesundes Aufwachsen kann man gar nicht hoch genug einschätzen. "

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Freitag der 20. September ist der Weltkindertag. Er soll helfen auf die Bedürfnisse von Kindern aufmerksam zu machen. Kinder und Jugendliche spielen auch in der Arbeit des LSB ein wichtige Rolle. Ein Interview mit LSB-Direktor Friedhard Teuffel.

Wir feiern Weltkindertag – welche Rolle spielen die Kinder in der Arbeit des Landessportbunds Berlin?

Menschen für Bewegung begeistern, das fängt für uns schon im Kindesalter an. Wir organisieren selbst viele Maßnahmen, die sich direkt an Kinder richten wie die Schwimm-Intensivkurse oder wir unterstützen unsere Vereine dabei, Angebote für Kinder zu machen. Dazu gehört das klassische Eltern-Kind-Turnen, aber auch Kooperationen mit Kitas. Mit unserer Sportjugend können Familien, gerade auch Ein-Eltern-Familien, mit ihren Kindern zur Erholung in unseren Ferienpark nach Ahlbeck fahren. Uns ist insgesamt sehr wichtig, dass Sportvereine schon für Kinder eine Heimat sind.  

Was muss getan werden, um Kindern die Freude am Sport zu vermitteln und zu erhalten? Und wie wichtig ist Sport für Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag?

Die Bedeutung von Bewegung für ein gesundes Aufwachsen kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Um es mal so zu sagen: Bewegung macht das Leben einfach bunter. Denn sie trägt dazu bei, dass Kinder fitter, fröhlicher und auch konzentrierter sind. Vor allem macht es unglaublich viel Spaß, sich zu bewegen, Sport zu treiben. Kinder gehen meist sehr leicht und spielerisch an Bewegung heran. Genau das wollen wir fördern, durch die Übungsleitenden, die Trainerinnen und Trainer, die wir in unserer Sportschule ausbilden.

Was vermittelt der Sport unseren Kindern?

Das geht damit los, dass Kinder in einer Gemeinschaft gemeinsam Spaß an der Bewegung haben. Dass sie bei Bewegungsspielen auch Regeln kennenlernen, andere Kinder respektieren, sich gegenseitig helfen. Sie lernen auch, sich selbst besser einschätzen zu können. Auch mal zu verarbeiten, dass sie etwas nicht schaffen. Und dass es sich lohnen kann, es einfach nochmal zu probieren, einen neuen Anlauf zu nehmen. Das ist für ein gesundes Selbstbild enorm wichtig.

Sport in der Kita, Sport in der Schule – wir sprechen im Sport immer davon, wie wichtig das ist. Jetzt hat Bayerns Ministerpräsident Söder eine halbe Stunde Bewegung täglich in den Schulen „verordnet“. Wie sieht es in Berlin mit dem Sport an Schulen und in Kitas aus?

Wir wünschen uns natürlich, dass es noch viel mehr Kitas gibt wie die 22 Bewegungskindergärten unserer LSB-Kita-Gesellschaft KiB – Kinder in Bewegung gGmbH. Dort gibt es eigens geschultes Personal, tolle Bewegungsräume, gesundes Essen, also ein ganzheitliches Konzept. Bei den Evaluationen stellt sich immer wieder heraus, dass die Kinder unserer Kitas nicht nur motorisch besser abschneiden als die Vergleichsgruppe, sondern auch beim Spracherwerb, und das, obwohl unsere Kitas auch in sozial schwächeren Kiezen beheimatet sind. Bewegung steigert eben die Lernfähigkeit und kann auch ein schöner Anlass für Kommunikation sein. Es würde den Berliner Kindern unheimlich guttun, wenn es in allen Kitas wie in der KiB ein tägliches Bewegungsangebot geben würde.

Und was ist mit den Schulen?

Viel zu häufig wird der Sport von fachfremden Lehrkräften unterrichtet. Aber guter Sportunterricht, der allen Freude an Bewegung vermittelt, braucht Expertise. Und viel zu häufig fällt der Sportunterricht ganz aus. Wenn dann Studien belegen, dass Kinder immer schlechter schreiben und rechnen können, soll sofort noch mehr Deutsch- und Matheunterricht stattfinden – zulasten anderer Fächer. Gegenvorschlag: Wenn wir eine tägliche Sportstunde und eine tägliche Musikstunde in Schulen hätten, würden die Leistungen der Kinder auch in Deutsch und Mathe steigen – und die Kinder wären auch noch besser drauf.  

Immer wieder erschüttern Skandale im Kinder- und Jugendsport unser Vertrauen in betreuende Personen. Was tut der LSB um Kinder zu schützen und ihnen ein sicheres Umfeld zu bieten?

Es ist entscheidend, dass Eltern ihre Kinder gerne und mit einem rundum guten Gefühl den Sportvereinen anvertrauen. Dafür haben wir unsere Anstrengungen in den vergangenen Jahren enorm gesteigert und beschäftigen inzwischen acht Menschen in Vollzeit für den Kinderschutz. Wir haben ein Kinderschutzsiegel entwickelt, das Vereine und Verbände erreichen können, wenn sie eine Liste von Maßnahmen erfüllen, ihr Personal schulen lassen, Ansprechpersonen für den Kinderschutz haben und das Thema immer wieder bewusst angehen. Wir wollen gerade für die Kinder im Sport flächendeckend eine Kultur des Hinschauens erreichen.