Zwei Tage nach der Dialogveranstaltung „Deine Ideen – Deine Spiele“ im Berliner Futurium, hat der Berliner Senat ein starkes Zeichen für Olympische und Paralympische Spiele in Berlin gesetzt. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und Sportsenatorin Iris Spranger haben für Berlin das sogenannte Memorandum of Understanding mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und Vertreter*innen von München, Hamburg. Düsseldorf und Leipzig unterzeichnet, sich für die Spiele 2026 oder 2040 bewerben zu wollen.
Wie der LSB hat auch der Regierende Bürgermeister verdeutlicht, dass eine Bewerbung für 2036 favorisiert würde. Auch im Bewusstsein, dass dieses Datum neben der Chance der intensiven Auseinandersetzung mit der Rolle des Sports und seiner Organisationen bei Vereinnahmung durch politische Systeme, eine besondere Herausforderung ist und einer intensiven Diskussion bedarf. „Wir wollen einen Rückblick haben auf die durch die Nazi-Ideologie missbrauchten Spiele. Da müssen wir verdeutlichen, wohin sich Deutschland entwickelt hat, zu einem demokratischen Rechtsstaat. Es wird kritisiert, dass Spiele an Staaten vergeben wurden, die nicht von Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit geprägt sind. Und genau da wollen wir ein Zeichen setzen“, erklärt Thomas Härtel.
„Wir wollen die Bevölkerung mitnehmen, wir haben eine Dialogreihe auf den Weg gebracht. Gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund wurde auch schon eine Reihe von digitalen Dialogveranstaltungen organisiert“, weist Thomas Härtel den Weg für die kommenden Monate. Die neuen Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für eine Bewerbung erlauben neue Ideen. Härtel: „Eine Stadt muss sich nicht mehr allein bewerben, eine nationale Bewerbung ist möglich. Und dafür haben sich ja alle, die Interesse bekundet haben, ausgesprochen. Es geht darum, nicht alles neu zu bauen, sondern das zu nutzen, was vorhanden ist. Das Thema Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der Agenda. Wir als Berliner Sport haben eine klare Vorstellung von einer Bewerbung, die von dem, was in der Vergangenheit gefordert war, klar abweicht. Eine Bewerbung kann einiges freisetzen für die Sportentwicklung in Berlin“, sagte LSB-Präsident Thomas Härtel.
Damit hat Thomas Härtel im Blick, was die Sportpolitische Sprecherin der Grünen, Klara Schedlich, fordert: „In Berlin gibt es großen Handlungsbedarf, denn unsere Sportstätten verfallen, die Bäder schließen eins nach dem anderen wegen Sanierungsstau und neue Vereine oder Gruppen finden keine Flächen. Bevor man Milliarden in ein Sportgroßevent steckt, müssen wir uns darauf konzentrieren unsere Sportstätten und Vereine fit zu machen", sagt Schedlich. Thomas Härtel hat genau diese Herausforderung im Blick: „Wir brauchen Sportstätten vielfältiger Art. Genau das wäre ein Ziel unserer Bewerbung. Wir wollen inklusive Sportstätten, wir wollen Sporttreiben für Jung und Alt, und dafür brauchen wir Voraussetzungen. Wir brauchen eine sportfreundliche Infrastruktur für alle Menschen.“ Bereits auf dem Dialogforum im Futurium hatte Klara Schedlich ihre Skepsis gegenüber einer Bewerbung verdeutlicht.
Insgesamt waren 600 Besuchende erschienen, um ihre Ideen und ihre Kritik einzubringen. „Wir können solche Spiele nur durchführen in Deutschland, wenn wir die kritischen Stimmen mitnehmen. Nur über ordentliche Partizipation wird es gelingen, sich erfolgreich zu bewerben beziehungsweise Olympia durchzuführen“, erklärte Kaweh Niroomand, Sprecher der Initiative Sportmetropole Berlin.
Gerd Graus