Fachkonferenz Inklusion von Frauen und LSBTIQ* ein "echter Gewinn"

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Es war ein Meilenstein für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Berliner Sport: Fast 100 Menschen kamen im November bei der Fachkonferenz Inklusion von Frauen und LSBTIQ* zusammen, um stereotype Körpervorstellungen, Vorurteile und ein althergebrachtes Regelwerk zu hinterfragen.

Den Aha-Effekt erlebten die Besucher*innen direkt zum Start: Hannah Haberberger beschrieb in ihrem  Poetry-Slam mit kraftvollen Worten, was viele Menschen bewegt, die aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen dem Sport fernbleiben. Dr. Karolin Heckemeyer, Soziologin und Sportwissenschaftlerin an der Fachhochschule Nordwestschweiz, lenkte den Blick in ihrer Keynote auf vorhandene Geschlechterhierarchien im Sport und die oft nicht genug beachtete Vielfalt von Frauen. „Wer sind eigentlich die Frauen im Sport?“ warf die Sportsoziologin in den Raum. „Unterschiedliche Sportlerinnen zeigen, dass Menschen immer mehr sind als nur ihr Geschlecht oder ihre soziale Herkunft, ihre gelebte sexuelle Identität, eine Behinderung oder Religion. Vielmehr überschneiden und verschränken sich diese Aspekte menschlichen Lebens“.

Diese intersektionale Betrachtung ist ein essentieller Teil zur Förderung von Vielfalt und die Lebenswelt der Menschen in unserer Sportlandschaft. Die von Dr. Katrin Albert, präsentierte Studie „Zugehörigkeitsgefühl und Diskriminierungserfahrung im Berliner Sport“ bestätigt diesen wichtigen Ansatz. „Es macht gerade für Diskriminierungen einen Unterschied, ob, welchen und wie vielen von Benachteiligung bedrohten Gruppen ich angehöre. Also ob ich eine Frau bin, die sich sonst keiner weiteren Gruppe zuordnet oder eine Frau mit chronischer Krankheit und Migrationsgeschichte“ so die Sportpädagogin der Humboldt-Universität zu Berlin.

„Der LSB hat die ganzheitliche wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt, um mögliche Barrieren, Ängste und Erfahrung von Diskriminierung sichtbar zu machen. Es ging uns darum herauszufinden, ob sich die Menschen im Berliner Vereinssport sicher und wohl fühlen und welche Rolle bestimmte Diskriminierungsmerkmale hierbei spielen“, erklärte Benjamin Csonka, Beauftragter für Vielfalt und Gleichstellung des LSB und Projektleitung des Pilotprojekts zur Förderung von Gleichstellung und Vielfalt im Berliner Sport. Die vorgetragenen Ergebnisse der Studie machte den Teilnehmenden deutlich, welche Maßnahmen die befragten Sportler*innen sich vom eigenen Verein, aber auch vom LSB wünschen. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt für die zukünftige Antidiskriminierungsarbeit im Sport.

Für Frauen und LSBTIQ* sind im Sport insbesondere geschlechterinklusive Ansätze wichtig, damit eine gleichberechtigte Teilhabe möglich ist. Die Workshops der Fachkonferenz vertieften die verschiedene Aspekte von Diversität und Inklusion im Sport. „Dabei wurden z. B. praxisnahen Ansätze wie die Implementierung von Maßnahmen zur Veränderung in Vereinen vermittelt, um die Sportlandschaft gerechter und offener zu gestalten“ sagte  Veranstaltungsleiterin Daniela Baresch vom LSB. Weitere Schwerpunkte lagen bei der Umsetzung inklusiver und gendergerechter Sportinfrastruktur, notwendiger Melde- und Beratungsstrukturen oder der Rolle von Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Themenfeld. „Die Möglichkeit, mit wirklich beeindruckenden und inspirierenden Menschen ins Gespräch zu kommen, ist ein echter Gewinn“, fasste eine teilnehmende Person die Veranstaltung aus ihrer Sicht zusammen.

„Ein solcher Wandel ist jedoch nicht allein durch die Arbeit von Einzelnen möglich. Es ist die Zusammenarbeit aller, die den Sport inklusiver und gerechter machen kann“, sagte Kirsten Ulrich, Vizepräsidentin für Inklusion, Vielfalt und Gleichstellung des LSB. Und damit die Arbeit auch erfolgversprechend fortgeführt werden kann, hatte Franziska Becker, Berliner Staatssekretärin für Sport, eine gute Nachricht parat: Sie sagte dem Modellprojekt zur „Förderung von Gleichstellung und Vielfalt im Berliner Sport“ für wenigstens das nächste Jahr die Mittel für die weitere Unterstützung zu.