Regelwerk im Sport: Safe Sport Code gibt Rechtssicherheit

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Auf der Mitgliederversammlung des DOSB Anfang Dezember in Saarbrücken wurde mit überzeugender Mehrheit der „Safe Sport Code“ verabschiedet. In dem Entscheidungsprozess haben sich die Landessportbünde engagiert und erfolgreich eingebracht. Künftig können unterhalb der Schwelle strafrechtlich relevanten Verhaltens Fälle von interpersonaler Gewalt sanktioniert werden. LSB-Direktor Friedhard Teuffel im Interview:

Herr Teuffel, auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Saarbrücken wurde der Safe Sport Code beschlossen. Was genau bedeutet das?

Friedhard Teuffel: Es gibt im Sport auch unterhalb des Strafrechts Fehlverhalten, das wir einfach nicht hinnehmen können. Denn wir wollen einen sicheren Sport für alle ohne interpersonale Gewalt. Mit dem Safe Sport Code haben wir künftig die Möglichkeit, gegen interpersonale Gewalt vorzugehen. Der Code gibt uns, also den Verbänden und Vereinen, Rechtssicherheit und Verfahrenssicherheit, gerade auch für Sanktionen. Der Sport ist übrigens der erste Bereich der Zivilgesellschaft, der ein solches Regelwerk einführt.

Alle DOSB-Mitgliedsorganisationen des DOSB haben bis 2028 Zeit, ihren Mitgliederversammlungen den auf sie angepassten Mustercode zur Abstimmung zu stellen. Wann soll dies beim LSB erfolgen?

Friedhard Teuffel: Wir wollen natürlich, dass der Safe Sport Code akzeptiert und von allen mitgetragen wird. Dazu benötigen wir Zeit, um die Inhalte mit unseren Mitgliedsorganisationen des LSB zu diskutieren.

Und was passiert dann?

Friedhard Teuffel: Ziel ist es, dass auch die Mitglieder des LSB den Safe Sport Code in ihre Satzungen aufnehmen. Das erfordert auch die Zustimmung ihrer Mitgliederversammlungen. Das heißt, hier hängt auch eine Menge Organisation dran. Dabei wollen wir als LSB den Verbänden und dann auch den Vereinen zur Seite stehen, sie begleiten und beraten.

Wäre hier der Vorwurf angebracht, dass auf Verbände und Vereine wieder mehr Bürokratie zukommt?

Friedhard Teuffel: Wir versuchen in unterschiedlichen Bereichen, Verfahren zu vereinfachen und zu vereinheitlichen, weil uns bewusst ist, wie viel Aufwand mit der Verbands- und Vereinsarbeit gerade für ehrenamtlich Engagierte verbunden ist. Beim Safe Sport Code stelle ich mir die Frage: Was ist die Alternative? Das Vertrauen in die Menschen in unseren Vereinen und verbänden ist so mit das höchste Gut für uns. Das wollen wir stärken. Und das geht eben nur mit einem klaren Regelwerk und nicht nur durch ein paar bunte Faltblätter und nette Gespräche. Die Menschen, die in Vereinen Sport machen wollen, haben doch das Recht, dass wir uns für ihre Sicherheit einsetzen.

Was verändert sich im organisierten Sport durch die Einführung des SSC? 

Friedhard Teuffel: Wir bekommen mehr Verbindlichkeit. An einem anderen Code haben wir gesehen, was das dem Sport gebracht hat, nämlich am Anti-Doping-Code. Durch ihn wissen jetzt auch alle, was erlaubt und was verboten ist. Und auf der Grundlage des Codes kann Doping eben auch innerhalb des Sports bestraft werden. Wir bekommen hoffentlich auch mehr Sensibilität. Und werden nicht mehr von Leuten in Vorstandspositionen hören, dass sie die Prävention von Gewalt im Sport nichts angehe. Künftig wissen auch Betroffene mehr, was sie einfordern können. Also auf welcher Grundlage ihr Verfahren geführt wird, welche Standards dafür gelten. Und sie bekommen zum Beispiel ein Informationsrecht, um zu erfahren, wo ihr Verfahren im Moment steht.

Was braucht es noch, um den Code mit Leben zu füllen?

Friedhard Teuffel: Es wird Schulungen geben müssen. Denn viele Situationen sind komplex. Einerseits gilt nach wie vor, dass Betroffene Vorfälle nicht melden müssen. Die Entscheidung liegt ganz klar bei ihnen. Gleichzeitig sind Dritte, die von Vorfällen erfahren, verpflichtet, diese zu melden, aber eben dann, wenn die Betroffenen damit einverstanden sind. Hier liegt noch ein langer Weg vor uns allen. Aber der Safe Sport Code kann ein riesiger Schritt nach vorne sein.

Die Verabschiedung des Safe Sport Code entspricht den Werten, nach denen Der Landessportbund Berlin handelt. Festgelegt sind diese im Leitbild des LSB. Wie das Leitbild entstanden ist, erklärt Friedhard Teuffel im Podcast "mit Schall und Rauch - Sportbusiness mit Prinzipien".