Der Sport ist nicht die Politik, aber Sport ist politisch

Dieser feine Unterschied war dem ehemaligen Hockeyspieler immer bewusst. Von Richthofens Erfolg rührte auch daher, dass er einen kongenialen Mitspieler hatte: Norbert Skowronek, der ihm als LSB-Direktor nachfolgte und mit dem er viele Jahre zusammen die Spitze des Dachverbands bildete. Auch Norbert Skowronek brachte politisches Gespür ein, kaufmännischen Sachverstand und großes Verwaltungsgeschick. Sie erlebten den Mauerfall und die Wiedervereinigung, verhandelten und gestalteten auch die Zusammenführung von zwei grundsätzlich verschiedenen Sportsystemen in der Stadt. Dabei ging es nicht nur darum, Verwaltungsstrukturen zu synchronisieren und zu modernisieren. Als weit fordernder erwies sich, auch andere Perspektiven einzunehmen und auf allen Seiten
Verständnis füreinander zu schaffen. Sport lebt auch von Leistungen neben dem Platz. Davon, dass es Menschen wie von Richthofen und Skowronek gelingt, den Forderungen des Sports Gehör zu verschaffen, Sport in politische Entscheidungen einfließen zu lassen. „Die Voraussetzungen für den Senator für Sport hätte ich erfüllt, nur hatte ich immer das falsche Parteibuch“, sagte von Richthofen, der 2014 starb und der Namensgeber für das Gebäude des Landessportbunds Berlin am Olympiastadion ist. Den Zusammenschluss von Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischem Komitee hatte von Richthofen übrigens im Bewusstsein gefordert, dem deutschen Sport damit eine stärkere Stimme und mehr Gewicht zu geben im ständigen Ringen mit anderen gesellschaftlichen Gruppierungen um Anerkennung und Förderung. Beim LSB setzten seine Nachfolger Peter Hanisch, Klaus Böger und Thomas Härtel weitere politische Akzente. Und brachten dabei ebenfalls ihre Erfahrungen ein. Hanisch als Leitender Polizeidirektor in Berlin, Böger als Bildungssenator und Härtel als Staatssekretär für Sport. Innenpolitik, Außenpolitik, Gesellschaftspolitik – alles ist gefragt. Ob es darum ging und geht, den internationalen Austausch zu entwickeln und zu fördern, so wie es Hanisch mit Israel und Japan tat, die Verankerung von Sport als Bildungsthema durch Böger oder die Bearbeitung von Sport als ressortübergreifender Gestaltungskraft bis hin zu Stadtentwicklung, Gesundheit und Inklusion durch Härtel, das prägte und prägt die Arbeit des Landessportbunds. Wir sind Sport, aber ja, wir sind auch Politik.